Startseite > Das Rote Tuch > 107 > Seehofer schafft Ghettos für Flüchtlinge

Nr. 107, April 2018 - Ihre Gesellschaft

Seehofer schafft Ghettos für Flüchtlinge

Alle Flüchtlinge, die aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit wenig Chancen auf Asyl haben, sollen nicht mehr in kleinen Flüchtlingsheimen oder Wohnungen leben dürfen. Die Regierung will sie in großen Sammellagern zusammenpferchen, isoliert von der Bevölkerung.
Den dort lebenden Flüchtlingen wird verboten, Deutschkurse zu besuchen. Ihnen wird verboten zu arbeiten. Ehrenamtliche Arbeit, bei der die Flüchtlinge hier lebende Menschen kennenlernen können, wird unmöglich gemacht. Sogar Besuche sind nur eingeschränkt erlaubt. Sie werden quasi eingesperrt, wegen eines einzigen Verbrechens: Sie haben die falsche Staatsangehörigkeit.
Innenminister Seehofer wirbt damit, dass die Asylverfahren dann „effizienter“ ablaufen und Flüchtlinge schneller abgeschoben werden könnten. Doch das Asylverfahren erfordert trotzdem viele Monate. Und die ganze Zeit, bis zu anderthalb Jahre, müssen die Flüchtlinge in diesen Ghettos leben.
In Bayern (in Bamberg und Manching) gibt es bereits zwei solcher Zentren, und die Erfahrungen sind katastrophal, auch für die dortigen Einwohner. Denn man kann sich vorstellen, was passiert, wenn man viele hundert perspektivlose Menschen zusammenpfercht, die keinen Menschen kennen, kein Deutsch sprechen, keinen Cent Geld haben und denen man erklärt, dass sie – egal was sie machen, ob sie sich gesetzestreu verhalten, stehlen oder sich prügeln – sowieso bald wieder abgeschoben werden.

Seehofer, der sich im bayrischen Landtagswahlkampf bemüht, die bessere AfD zu werden, behauptet, er würde der „deutschen Bevölkerung“ mit diesen „beschleunigten Abschiebezentren“ einen Gefallen tun. In Wahrheit schafft er nur explosive Ghettos von Armen und Verzweifelten, die für niemanden etwas verbessern, aber die gesamte Gesellschaft noch etwas kälter und unmenschlicher machen.

Das Rote Tuch
Archiv