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Nr. 168, August 2023 - Ihre Gesellschaft

LKW-Streik: Wenn die Räder still stehen

Seit Mitte Juli haben sich 150 LKW-Fahrer der Spedition Mazur auf der Raststätte Gräfenhausen bei Darmstadt versammelt. Sie weigern sich, weiterzufahren oder die LKWs herauszurücken, bis Mazur ihnen endlich die insgesamt 500.000 Euro Lohn zahlt, die die Firma ihnen schuldet. Als Druckmittel halten die Streikenden nicht nur die LKWs, sondern auch deren Ladung auf der Raststätte fest: Waren für Audi, Porsche, Ikea, Obi, DHL und andere.

Die LKW-Fahrer stammen aus Georgien, Usbekistan, Kasachstan und Tadschikistan. Mazur nutzt ihre extreme Armut aus, um sie 14 Stunden am Tag schufen zu lassen und sie dabei besonders schlecht – und manchmal monatelang gar nicht zu bezahlen. Im Frühjahr haben 60 LKW-Fahrer sechs Wochen lang auf der Raststätte gestreikt und durchgesetzt, dass ihnen 300.000 Euro ausstehender Lohn nachgezahlt wurden. Ihr Erfolg hat 150 weitere Fahrer ermutigt, nun ebenfalls zu streiken.

Mazur versucht die Streikenden einzuschüchtern. Im Frühjahr hatten sie einen Schlägertrupp auf die Streikenden gehetzt. Doch damit waren sie kläglich gescheitert. Diesmal versuchen sie es mit anderen Mitteln. So hat Mazur allen Streikenden gefälschte Kündigungsschreiben geschickt. Und nun hat Mazur sie sogar wegen „räuberischer Erpressung“ vor Gericht verklagt. Dabei ist wohl eindeutig, wer hier raubt und erpresst: nämlich Mazur!

Die Streikenden aber machen weiter. Und die Solidarität von Anwohnern und Gewerkschaftern, die sie besuchen, Essen vorbeibringen und ihre Wäsche waschen, hilft ihnen durchzuhalten.

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