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Nr. 132, Juni 2020 - Ihre Gesellschaft

Schlachthöfe: Die verbrecherische Ausbeutung geht weiter

Erneut haben sich hunderte Arbeiterinnen und Arbeiter in einem Schlachthof mit dem Coronavirus infiziert – in einer Fabrik in Rheda-Wiedenbrück mit 6.500 Arbeitenden, die dem größten deutschen Fleischkonzern Tönnies gehört. Bereits über 750 Arbeiter sind infiziert, 7.000 Menschen mussten in Quarantäne, und alle Schulen und Kitas des Landkreises wurden geschlossen.

Tönnies und mit ihm CDU-Ministerpräsident Laschet haben die Frechheit zu behaupten, schuld an dem Ausbruch seien die rumänischen und bulgarischen Arbeiter, die nach den monatelangen Grenzschließungen endlich einmal nach Hause gefahren waren und ihre Familien besucht hatten. Sie hätten das Virus „von außen eingeschleppt“. Was für ein billiger und widerlicher Versuch, die Opfer auch noch zu Tätern zu machen – obwohl nach all den Corona-Massenausbrüchen in deutschen Schlachthöfen (als die Grenzen noch geschlossen waren) wirklich jeder weiß, dass die Bedingungen in den Schlachthöfen schuld an der Ausbreitung des Virus sind!

Die Luftfeuchtigkeit und die kalten Temperaturen fördern die Ansteckung, aber vor allem die extrem schlechten Arbeitsbedingungen: Tausende Menschen müssen hier unter permanentem Stress eng beieinander arbeiten, in geschlossenen Räumen, müssen sich in engen Räumen umziehen und Pause machen – und werden obendrein Großteils in Massenunterkünften zusammengepfercht.

Obwohl es bereits letzten Monat mehre-
re Corona-Massenausbrüche in deutschen Schlachthöfen gab, haben weder Tönnies noch die anderen Fleischkonzerne ernsthafte Maßnahmen ergriffen. Das würde ja ihren Profit schmälern! Weder hat Tönnies die Arbeiter sicher in Einzelzimmern untergebracht, notfalls in Hotelzimmern. Noch hat er die Zahl der pro Tag geschlachteten Schweine deutlich verringert (derzeit sind es 22.000 pro Tag!), um die Arbeit zu entzerren und so die Ansteckungsgefahren im Betrieb zu verringern.

Stattdessen hat Tönnies in diesem Großbetrieb einfach so weitergemacht wie bisher, nach dem Motto: „Wird schon gutgehen.“ Es ist nicht gutgegangen, und die Folgen bezahlen nun die Arbeiterinnen und Arbeiter, ihre Familien und der ganze Landkreis.

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