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Nr. 33, Juli 2011 - Leitartikel

Die Bevölkerungen zahlen – die Banken kassieren

Der Tanz auf dem Vulkan geht weiter. Schon verhandelt die EU über weitere 120 Milliarden Euro an Krediten für Griechenland. Denn die Finanzmärkte drohen mit einer neuen Finanzkrise, mit einer Kettenreaktion mindestens in ganz Europa, wenn man Griechenland nicht rette.

Die Gefahr einer solchen Kettenreaktion besteht wirklich. Doch die Banken nutzen die berechtigte Angst davor gnadenlos aus, um ihre Bedingungen zu diktieren und aus den Bevölkerungen so viel wie möglich herauszupressen.

Angefangen bei der Bevölkerung Griechenlands, die im Namen dieser Rettung immer drastischere Einsparungen und Verschlechterungen erlebt. Sie sieht von einer „Rettung“ nichts. Denn die europäischen „Rettungs“-Kredite dienen einzig dem Zweck, dass Griechenland weiter die Raten seiner Schulden bezahlen kann. Sie retten also nur die „privaten Gläubiger“, die bei einer Insolvenz Griechenlands alle ihre Kredite in den Wind schreiben müssten.

Wochenlang wurde dabei diskutiert, ob man die privaten Gläubiger wenigstens ein klein wenig an diesem neuen Rettungspaket beteiligen sollte, das man schließlich in ihrem Interesse macht. Das wäre eigentlich das Mindeste. Denn diese „privaten Gläubiger“, das sind vor allem große internationale Banken und Versicherungsgesellschaften. Diese Banken, wie die Commerzbank oder die Deutsche Bank, verdienen sich schon seit Jahren eine goldene Nase daran, dass sie Griechenland gegen saftige Zinsen Geld leihen.

Und seitdem es dem Land so schlecht geht, verlangen sie 8%, 12% und mittlerweile sogar 27% Zinsen, was jedes Land in den Abgrund werfen würde!
Diese unglaublichen Wucherzinsen haben die Banken damit gerechtfertigt, sie würden ja ein Risiko eingehen, wenn sie Griechenland Geld leihen würden. Doch wieder mal wird ihnen – wie in der Finanzkrise 2008 – das Risiko von den europäischen Staaten mit ihren gigantischen Rettungspaketen abgenommen.
Als Merkel nur die Idee in den Raum warf, die Banken sollten einen winzigen Bruchteil ihrer Risiken selber tragen, hat sofort ein Geschrei der „Finanzmärkte“, das heißt der großen Banken begonnen: „Wenn ihr die Banken zu irgendwas zwingt, kommt eine schlimmere Finanzkrise als 2008.“

Mit ihrer Erpressung haben sie erreicht, dass die Banken sich nur noch „frei-willig“ beteiligen... und das heißt, dass sie sich so gut wie gar nicht beteiligen. Die privaten deutschen Banken zum Beispiel übernehmen gerade einmal das Risiko für 1 Milliarde Euro ihrer Kredite, während der deutsche Staat, das heißt die deutsche Bevölkerung, mit 40 Milliarden und mehr aus den öffentlichen Kassen haftet.

Die Banken haben die Profite eingesteckt, doch die Crashs und Katastrophen, die sie auslösen, sollen die Bevölkerungen ausbaden. Gerade stürzen sie sich auf die griechische Bevölkerung, wieder mit neuen Einsparungen im Öffentlichen Dienst, mit 150.000 vernichteten Arbeitsplätzen, 20% Lohnsenkungen, 30% weniger Krankenhausbetten und vielem mehr. Alles Maßnahmen, die die wirtschaftliche Lage nur weiter verschlechtern können!

Und morgen schon können und werden sich die großen Banken gegen das nächste Land wenden. Alle Staaten sind hoch verschuldet, das ist keine Besonderheit Griechenlands. Kein Land ist vor den Spekulationen und Erpressungen der Banken sicher. Heute schon schwebt das Messer über der Bevölkerung Irlands, Portugals, Spaniens... und morgen kann es genauso Frankreich und dann Deutschland treffen.

Mit dem Rücken zur Wand, versucht sich die griechische Bevölkerung dagegen zu wehren, dass die Banken sie immer weiter in den Abgrund reißen. Man kann ihnen dabei nur viel Mut und Entschlossenheit wünschen.

Um jedoch zu verhindern, dass wir alle immer weiter auf den Abgrund und die nächsten großen Finanzkrisen zusteuern, müssen wir es schaffen, diesen Parasiten die Macht wegzunehmen. Auch nach der Finanzkrise 2008 machen die weiter und richten in ihrer Profitgier immer schlimmeren Schaden an.

Diese großen Banken, die die Macht haben, weltweite Krisen auszulösen, ganze Staaten in den Bankrott zu spekulieren und ganze Bevölkerungen in den Abgrund zu treiben, dürfen nicht in den Händen von privaten Aktionären bleiben. Die Banken müssen enteignet werden. Sie müssen zu einer einzigen, durchschaubaren und kontrollierbaren Bank zusammengefasst werden und in den Dienst und unter die Kontrolle der dort Beschäftigten und der gesamten Bevölkerung gestellt werden.

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