Startseite > Das Rote Tuch > 43 > Opel: Die Pläne werden hinter verschlossenen Türen geschmiedet

Nr. 43, Juni 2012 - Ihre Gesellschaft

Opel: Die Pläne werden hinter verschlossenen Türen geschmiedet

Hinter verschlossenen Türen finden derzeit Treffen zwischen dem Vorstand von General Motors, den Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Werken sowie dem IG Metall-Vorsitzenden Huber statt. Hier reden diese Leute im Geheimen darüber, welche erneuten Verschlechterungen die Arbeiter in allen Werken hinnehmen sollen und insbesondere, wie es mit dem Opel-Werk in Bochum weitergehen soll. Die betroffenen Arbeiter aber, die schon wieder seit Wochen mit der Angst vor der Schließung leben müssen, sollen als letzte von alledem erfahren!
Dabei hat General Motors längst genau entschieden und geplant, was sie an den deutschen Opel-Standorten vorhaben. Denn weder Werksschließungen noch ein solches Karussell wie die Verschiebung der Astra-Fertigung von Rüsselsheim nach England und Polen und die Zafira-Fertigung von Bochum nach Rüsselsheim werden „mal eben“ spontan entschieden. So etwas muss über Monate, wenn nicht über Jahre vorher geplant werden. Doch was GM schon seit langem beschlossen hat, sollen die betroffenen Opel-Arbeiter frühestens am 12. Juni diesen Jahres erfahren.
Und selbst dann wissen die Arbeiter nicht, ob es die Wahrheit sein wird. Wie oft hat man ihnen vor allem in Bochum erzählt: „Wenn ihr jetzt auf Lohn verzichtet oder Stellenabbau akzeptiert, dann wird euer Werk dauerhaft erhalten bleiben“, … und dann gingen die Schließungsdrohungen von Neuem los.
Jedes Mal mussten sie im Nachhinein feststellen: Schon in dem Moment, wo eine Verschlechterung zur angeblichen „Beschäftigungssicherung“ unterzeichnet wurde, plante die Firmenleitung im Geheimen bereits die nächste. So hat sie über die Jahre die Belegschaft immer kleiner, immer zersplitterter und vor allem mürbe gemacht.
Das Geschäfts-, Betriebs- und Bankgeheimnis ist eine mächtige Waffe, die von den Aktionären und Vorständen gegen die Arbeitenden genutzt wird. Weil sie dank ihr hinter verschlossenen Türen tagen dürfen, weil ihre Dokumente und Konten vor den Ohren und Augen der Arbeiter geschützt sind, können sie im Geheimen die Angriffe gegen die Arbeitenden auf Jahre strategisch planen… und sie dann überrumpeln.
Die Firmen behaupten, Geschäfts-, Betriebs- und Bankgeheimnis sollen sie „vor der Konkurrenz“ schützen. In Wahrheit schützen diese Gesetze die Kapitalisten vor den Arbeitenden und der Bevölkerung. Sie müssen abgeschafft werden.
Die Arbeitenden müssen sich das Recht erobern, jedes Dokument, jede Besprechung und Kommunikation der Firmenchefs und -besitzer zu überwachen, um nicht als letzte, sondern sofort von deren Angriffsplänen zu erfahren.
Wenn sie sich außerdem das Recht nehmen, die Konten der Firmen und ihrer Aktionäre genau zu überwachen, dann werden sie außerdem feststellen, dass Lohnverzicht und Entlassungen fast nie notwendig sind, dass fast immer genügend Reichtum vorhanden ist, um alle Arbeitsplätze und Löhne zu erhalten.
Und dann wären sie den Firmenchefs und ihren Plänen nicht mehr hilflos ausgeliefert. Dann könnten sie sich auf Angriffe vorbereiten und diese auch abwehren – bevor ein Konzern wie GM das ganze Werk stückweise dezimiert und zerschlagen hat.

„Die Schlecker-Frauen haben vielseitige und gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt!“ Mit solchen höhnischen, ignoranten Sprüchen haben Merkel und von der Leyen auf das Schicksal der 23.800 entlassenen Arbeiterinnen bei Schlecker reagiert. Der Arbeitsminister von NRW war zumindest so ehrlich, diese „guten Chancen“ etwas genauer zu beschreiben. Ein Teil würde wohl keine Arbeit finden, erklärte er. Einige hätten aber gute Chancen... wenn sie sich mit Teilzeitstellen und geringeren Stundenlöhnen zufrieden geben würden!

Das ist es, was diese Gesellschaft denjenigen noch zu bieten hat, die nach 10, 20 oder 30 Jahren ihren Arbeitsplatz verlieren: Ein Leben in Arbeitslosigkeit, bei dem sie in kurzer Zeit in HartzIV und dann in Armut fallen – oder unsichere Arbeitsplätze zu Löhnen, die unter oder gerade mal auf HartzIV-Niveau liegen.

Das Rote Tuch
Archiv