Startseite > Das Rote Tuch > 137 > Ohne Kampf gehen die Rechte der Frauen überall zurück

Nr. 137, November 2020 - Ihre Gesellschaft

Ohne Kampf gehen die Rechte der Frauen überall zurück

Die deutsche Regierung hat das Abtreibungsrecht in den letzten Jahren nicht weiter verschlechtert. Und trotzdem wird es für Frauen immer schwieriger, weil immer weniger Ärzte und Krankenhäuser eine Schwangerschaftsunterbrechung durchführen. In ihrer Notlage müssen die Frauen mittlerweile bis zu 200 km fahren und teilweise 10 Tage nur auf den Termin für die Voruntersuchung warten, obwohl es manchmal wegen der Fristen auf Tage ankommt. Seit 2003 ist nämlich die Zahl der Ärzte, an die sich Frauen wenden können, um unfassbare 40% zurückgegangen! Und jedes Jahr gehen weitere dieser Ärzte ohne Nachfolger in Rente.

Die jüngeren Frauenärzte scheuen meist die vielen rechtlichen und finanziellen Hürden, die der Staat ihnen bewusst in den Weg legt und die sie überwinden müssen, um Schwangerschaftsunterbrechungen durchzuführen. Viele scheuen auch den Druck und die teilweise aggressiven Proteste von kirchlichen Abtreibungsgegner. In der älteren Generation haben sich eine Reihe Ärztinnen und Ärzte von all diesen Hürden nicht abhalten lassen. Weil sie noch die Zeit des völligen Abtreibungsverbots miterlebt haben: mit all den schrecklichen Verstümmelungen und Todesfällen von Frauen, die in ihrer Verzweiflung versucht haben, illegal abzutreiben. Und auch, wie viel harte und hartnäckige Kämpfe es in den 60er und 70er Jahren erfordert hat, um dieses Recht der Frauen wenigstens teilweise durchzusetzen.

Und wenn wir nicht wollen, dass uns die Rechte wieder genommen werden, werden wir hier – genau wie in Polen und allen anderen Ländern – kämpfen müssen.

Das Rote Tuch
Archiv