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Nr. 147, Oktober 2021 - Ihre Gesellschaft

Lieferdienst Gorillas: Streikbewegungen gegen einen gnadenlosen Boss

Seit Anfang des Jahres haben in Berlin Fahrer und Lagerarbeiter des Lieferdienstes „Gorillas“ angefangen, sich gegen ihre unmenschlichen Arbeitsbedingungen zu wehren.
Viele von ihnen sind Migranten mit unsicheren Aufenthaltsgenehmigungen und befristeten Verträgen, und die Bosse von Gorillas dachten, sie könnten dies gnadenlos ausnutzen. Doch seit Anfang des Jahres sind in wechselnden Standorten in Berlin immer wieder Streiks ausgebrochen.

Es begann mit Protesten wegen fehlender Winterbekleidung. Wenig später wurde einem Fahrer gekündigt, weil er angeblich zu spät zur Arbeit gekommen sei. Andere haben aus Solidarität die Arbeit niedergelegt. Kurz danach kam es zu einem Streik an einem Standort, weil einem Fahrer am letzten Tag der Probezeit gekündigt worden war.

In der Zeit haben sich Gorillas-Beschäftigte angefangen zu vernetzen. Erst haben sie sich im Geheimen getroffen, aber mittlerweile sind sie zahlreich genug, um offen im Betrieb aufzutreten. Mit dem Ergebnis, dass es im Oktober in mehreren Lagern in Berlin zu mehrtägigen Streiks gekommen ist, bei denen die Fahrerinnen und Fahrer auf Versammlungen vorab ihre Forderungen beschlossen haben: allen voran mehr und pünktlich bezahlter Lohn sowie vernünftige, sichere Fahrräder und Arbeitskleidung, um die vielen Unfälle zu verhindern.

Die Geschäftsführung von Gorillas reagierte mit denselben Methoden wie immer und kündigte 350 Fahrern. Doch auch das hat die Protestwelle nicht beendet. Viele der Streikenden kommen aus Ländern, in denen jeder Widerstand der Arbeitenden sofort zu harten Konfrontationen mit den Unternehmern führt. Und in denen sie auch die Erfahrung gemacht haben, dass zu kämpfen der einzige Weg ist.

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