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Israelis und Palästinenser: In einer blutigen Falle, die der Imperialismus geschaffen hat

Der Nahe Osten ist das wahre Abbild einer Welt, die der imperialistischen Herrschaft der Bourgeoisie unterworfen ist: ein gewaltiges Inferno. Nach Irak und Syrien lodert der Krieg nun erneut in Israel und Gaza auf und bedroht die gesamte Region mit einem weiteren Flächenbrand.

Diese Situation wurde durch die Manöver der imperialistischen Mächte im letzten Jahrhundert geschaffen, als sie die Welt aufteilten, indem sie die Grenzen zogen, die ihre Vorherrschaft garantierten. Und der ölreiche Nahe Osten war das Objekt ihrer Begierde.

So kam es, dass sich Palästinenser und jüdische Einwanderer inmitten eines Schlachtfeldes wiederfanden. Erstere lebten unter britischer Herrschaft, die bereits von der Macht der USA herausgefordert wurde. Die letzteren kamen entweder auf der Flucht vor antisemitischen Pogromen oder als Überlebende der Vernichtungslager in die Region.

Es gab Platz für beide Völker. Doch die sogenannten Beschützer der Region taten nichts, um diese Koexistenz zu fördern. Stattdessen spielten sie ein Volk gegen das andere aus, um ihren Einfluss zu sichern.

1948 unterstützten die USA die Gründung Israels als jüdischen Staat. Die Palästinenser wurden massenhaft vertrieben und zu lebenslangen Flüchtlingen in überfüllten Lagern oder zu Bürgern zweiter Klasse in Israel gemacht. Die Israelis wurden zu den Wächtern dieses Gefängnisses.

Den Palästinensern wurde ihr Land geraubt, sie wurden aus ihren Häusern vertrieben und eingesperrt, vor allem in diesem Freiluftgefängnis Gaza. Die zwei Millionen Einwohner von Gaza werden kollektiv mit einer Blockade bestraft, die ihnen unsägliche Lebensbedingungen aufzwingt, wenn ihre Gebäude nicht gerade von der israelischen Armee bombardiert werden. Diese Politik hat einen Namen: Staatsterrorismus.

In beiden Lagern hat die nationalistische Politik dazu beigetragen, die extremistischsten Kräfte an die Macht zu bringen. In Israel regiert Netanjahu nun mit religiösen und rassistischen Ultranationalisten. Seine Regierung hat die Besiedlung des Westjordanlandes intensiviert, die Apartheidmaßnahmen verschärft und rechtsextreme Milizen ermutigt, die Palästinenser zu terrorisieren.

Diesem Staatsterror hat die Hamas eine Politik entgegengesetzt, die die Palästinenser in die Sackgasse führt. Diese zeugt nicht nur von einer Verachtung für das Leben der israelischen Zivilisten, sondern auch für das Leben ihres eigenen Volkes, der Palästinenser in Gaza, die erneut der Hölle der Bombardierungen ausgesetzt sind. Diese haben übrigens keine Wahl, da die Macht der Hamas wie eine Diktatur ausgeübt wird.

Der Grund, warum die Hamas viele Palästinenser hinter sich geschart hat, ist, dass sie als einzige einen Weg aus der Revolte bietet, die in der palästinensischen Jugend brodelt. Doch die Politik der Hamas, wie auch die Netanjahus, vertieft nur den blutigen Graben zwischen den beiden Völkern.

Diese 75 Jahre nationalistischer Politik auf beiden Seiten, von gemäßigt bis extremistisch, haben zu der erschreckenden Situation geführt, in der wir uns heute befinden. Sie zeigen, dass ein Volk, das ein anderes beherrscht, weder in Sicherheit leben noch ein freies Volk sein kann.

Das Problem ist, dass die schlimmsten Nationalisten durch das kriegerische Klima ermutigt werden, das durch den Krieg in der Ukraine und die kriegerischen Reden der Führer der Großmächte geschaffen wurde. Dies gilt für Aserbaidschan, Bergkarabach oder den Kosovo, wo sich Albaner und Serben gegenüberstehen.

Halten wir dieser katastrophalen Entwicklung entgegen, dass unterschiedliche Völker, die verschiedene Sprachen sprechen und unterschiedliche Bräuche oder Religionen haben, durchaus nebeneinander leben können. Sie haben dies in den vergangenen Jahrhunderten oft getan.

Um dies zu erreichen, müssen wir die derzeitigen Herrscher der Gesellschaft bekämpfen, in erster Linie die imperialistische Bourgeoisie, die die Völker gegeneinander aufbringt. Teile und herrsche ist die Grundlage ihrer Herrschaftspolitik. Lasst uns da nicht mitmachen!

Weder die Völker noch die Arbeitenden haben ein Interesse an diesen Spaltungen. Sie alle teilen die gleiche Sehnsucht nach einem Leben in Frieden. Sie müssen eine gemeinsame Ebene finden. Und diese besteht darin, dass sie alle ein Leben der Arbeit, ein Leben der Ausbeutung teilen. Unsere Herrschenden bringen uns in der Ausbeutung zusammen, lassen wir nicht zu, dass sie uns spalten!

Überall gibt es, wie auch hier, Arbeiter, die sich mit ihren Regierenden herumschlagen müssen. Das palästinensische Volk mit der Politik der Hamas gleichzusetzen oder die Israelis mit der Politik Netanjahus und der Siedler zu identifizieren, ist genauso dumm, wie die Deutschen mit Scholz in eine Schublade zu stecken oder die Russen mit Putin.

In Israel arbeiten palästinensische und israelische Arbeitende oft zusammen. Sie müssen sich ihrer gemeinsamen Interessen wieder bewusst werden. Nur diese Klassenbrüderschaft kann den Impuls geben, den Hass zu überwinden, der sich in jahrzehntelangen Auseinandersetzungen angesammelt hat.

Gekürzter Leitartikel unserer französischen Genoss*innen von Lutte Ouvrière