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Indien: Das Elend des Kapitalismus ist tödlich

Indien, dessen Großstädte von der Covid-19-Erkrankung stark betroffen sind, hat die Ausgangssperre für die 1,37 Milliarden Menschen erneut verlängert. An die Kapitalisten hat die Regierung bei Beginn der Ausgangssperre Ende März sofort gedacht. Großzügige Hilfsprogramme wurden für sie aufgelegt. Die Arbeiterklasse jedoch bleibt Großteils sich selbst überlassen. Für sie ist das Vorgehen der Regierung katastrophal – wenn nicht tödlich. Millionen Wanderarbeiter haben in den Städten von heute auf morgen jedes Einkommen verloren, und damit keinen Cent mehr, um Miete oder Essen zu bezahlen. Ihre einzige Überlebenschance: zurück zu ihrer Familie aufs Land zu gelangen. Doch da auch kein Zug oder Bus mehr fährt, haben sich über eine halbe Million Menschen zu Fuß auf den Weg gemacht, teilweise dicht an dicht in großen Gruppen und zum Teil mehrere hundert Kilometer weit. Mindestens 100 Menschen sind auf diesem Gewaltmarsch gestorben!

Für die Arbeiter und Armen der Städte sieht es nicht besser aus. Während sich die Menschen in den bessergestellten Vierteln Mumbais oder Delhis in ihren Wohnungen verbarrikadieren können, sperrt die Ausgangssperre die Armen in ihre dicht bevölkerten Slums, ohne fließend Wasser, ohne Toiletten… Im größten Slum Mumbais leben eine Million Menschen auf einer Fläche, die kaum so groß ist wie der Berliner Tiergarten! Viele Menschen leiden hier ohnehin schon an Krankheiten wie Tuberkulose oder Dengue-Fieber – und haben keine Möglichkeiten, sich vor der Ansteckung mit dem Corona-Virus zu schützen. Mangels irgendwelcher Tests, ja überhaupt nur eines Arztes, werden wir die wahre Zahl der Toten in den Armenvierteln der Welt wohl nie erfahren.

Viele Menschen hier leben obendrein von kleinen Jobs als Tagelöhner, Straßenverkäufer, Schuhputzer… Mit der Ausgangssperre haben sie nichts mehr. Um nicht zu verhungern, versuchen viele verzweifelt, ihre Armenviertel zu verlassen. Doch von Militär und Polizei werden sie brutal – mit Toten und Verletzten – in ihr Gefängnis aus Hunger und Krankheit zurückgetrieben.

Die Armen einsperren und sterben lassen: Das ist ihre mittelalterliche Antwort auf eine Epidemie – die einzige Antwort, zu der der Kapitalismus im 21. Jahrhundert in großen Teilen der Welt fähig ist. Die Welt muss von dieser barbarischen Gesellschaftsordnung befreit werden!